Hollywood

Wir sind nun am Ende einer leidlich spannenden aber wahnsinnig packenden Geschichte angelangt. Wir befinden uns in einem kleinen Raum. Es scheint ein Klassenzimmer zu sein, ist aber sehr viel größer, so dass eine viel größere Anzahl von Menschen hineinpasst. Die Geschichte hat fast ihren Höhepunkt erreicht, harrt aber noch dem Kommenden. 

Jemand redet gerade die Menschen warm, dann heiß. Er appelliert innig an ihre Gefühle, an ihr Gewissen, an ihre Werte, an das Gute in ihnen. Er schafft Gemeinschaft, völlige Gleichheit für den Augenblick. Dann folgt endlich die lang ersehnte und alles entscheidende Frage mit leicht brüchiger Stimme: »Und? Wollt ihr den totalen Krieg?« 

Keiner will etwas sagen. Alle sind still. Ist es Empören? Ist es Entsetzen? Weicht ihnen etwa das Blut aus dem Gesicht? Es liegt Todesstille auf dem gesamten Raum. 

Bis der Erste langsam von seinem Stuhl aufsteht und auf den Tisch steigt. »Ich weiß nicht, wie ihr es seht. Aber ich bin dabei.« Immer noch Stille. Langsam steht der Zweite auf, steigt auf den Tisch. »Ich habe Frau und Kind. Ich bin auch dabei.« Dann steht der Dritte auf, steigt auf seinen Tisch: »Ich bin schwul, aber ich bin dabei.« Dann steht die Vierte auf: »Ich bin eine Frau, auch ich bin dabei.« Langsam kommt Bewegung in die Menschmaschine. Einer nach dem anderen erhebt sich, schwört ewige Treue, gelobt feierlich seine Unterstützung in den Untergang.  

Der Zuschauer bekommt unwillkürlich eine Gänsehaut. Man klopft sich auf die Schultern, lacht, feiert, die Spannung ist endlich gebrochen. Es geht immer weiter bis der Fragesteller mit Tränen in den Augen vor der ganzen Menge steht: »Ihr seid so gut zu mir. Gott wird es euch danken.« 

Und dann spazieren sie lächelnd singend in den Sonnenschein hinaus, um endlich die große weite Welt zu verändern. Der Zuschauer hat Tränen in den Augen.